Das alte Jahr begann zunächst wie geplant, doch dann kamen die Lockdowns und der Bühnenabstinenzler-Blues. Sperrstunden und stoische Spaziergänge eröffneten eine erstarrte Welt in ungewohnt frischer Luft. Gelegenheit für kreativen Eskapismus als Überlebensstrategie in grauen Zeiten voller multipolarer Spannungen.

Gelegenheit, dem beständigen Leuchten der Song-Klassiker der musikalischen Weltliteratur abermals auf den Grund zu gehen und sich mit deren wetterfesten Weisheit die Eigentümlichkeiten der Gegenwart erklären zu lassen. Michel und Sasse bereisen das Great American Songbook, nehmen die Metro von Babelsberg bis Hollywood und schwärmen unverwüstlich weiter für das transatlantische Weltraumprogramm jenseits von Hotspot und Foxschrott.

Die sprühende Spielfreude von Martin Sasse, einem bedeutenden Pianisten der europäischen Jazzlandschaft, zaubert einen vollen Orchesterklang ebenso aus dem Ärmel wie knackfrische Grooves und begeistert durch ausgefeilte Improvisationskunst und Plastizität. Im zugewandten Zusammenspiel der beiden klassisch ausgebildeten Musiker verschmelzen Melodie und Harmonie, Komposition und Improvisation feinflüssig und temperamentvoll, mit der polarisierenden Dualität von Tradition und Kreativität.

Michel und Hinz verknüpfen in einem feinen Geflecht Kompositionen unterschiedlicher Epochen ebenso schlüssig wie überraschend. Barockes Vibrieren in spätromantischen Klangräumen schimmert gold-sinnlich von Händel bis Bernstein: raffiniert, komplex und leuchtend wie der Vollmond über dem Ozean.

Thomas Hinz studierte an der Robert Schumann Hochschule in Düsseldorf Klavier bei Barbara Szczepanska und Georg Friedrich Schenck sowie Liedbegleitung bei Christian de Bruyn. Es folgten Meisterkurse von Thomas Quasthoff, Eberhart Felts und Klaus Hellwig. Im Rahmen seiner umfangreichen Konzerttätigkeit mit den Schwerpunkten Liedbegleitung und Kammermusik konzertierte er unter anderem in der Tonhalle Düsseldorf und dem Konzerthaus Dortmund; verschiedene freie Opernproduktionen führten ihn als Korrepetitor nach Salvador (Brasilien) sowie Bayreuth. Er ist offizieller Liedbegleiter bei internationalen Gesangswettbewerben wie „La Voce“ (Bayerischer Rundfunk) und „Giulio Perotti“ (Ückermünde). Seit 2001 hat er einen Lehrauftrag für vokale Korrepetition an der Hochschule für Musik und Theater Rostock.

Unverdünnt und unverblümt: das Rheinwein Duo aus Köln mit Gitarre und Gesang. Philipp Köbele und Christina Michel flanieren durch die Milchstrassen der nachhaltig unterhaltenden Liedkultur und servieren zeitlose Glanznummern aus der grossen Chronik sowie eigene Kreationen.

In der Grenzflächenspannung zwischen Jazz, Folksong und Kabarettlied destillieren die beiden eine schimmernde Kontrastmusik mit isotonisch-irisierenden Akzenten und eigensinnigen Schwebeteilchen. Ein Farbrausch aus swingenden Gitarrengrooves, Stimme im szenischem Element, Improvisationen und unerschrockener Melodieseligkeit. Garantiert ohne Zuckerzusatz.

Im glatten Wasser spiegeln sich hohe Bäume. Es ist schwül und die Zeit steht still in den Sümpfen Coroniens. Hinter uns liegen lauschige Wochen ohne Werbepausen, Zwangsbeschallung und Thermomix. Morgens in der Hängematte ausschlafen und den frühen Wurm getrost vergessen.

Nachmittags auf der Veranda den Cajun-Kanon rauf und runter trällern und dabei die Riesenschildkröten beobachten, die ihre ewigen Kreise ziehen. Wie lange das noch so weiter geht kann nicht einmal die allwissende Müllhalde voraussehen…